Viele Jahre war mein Leben vorrangig auf die „Aufzucht und Hege“ meiner drei Kinder ausgerichtet. Als wir vor mehr als 25 Jahren entschieden, ja wir heiraten und möchten auch Kinder, war mir schnell klar, ich möchte für die ersten drei Jahre Erziehungsurlaub beanspruchen und dann wieder schrittweise zurück in den Job, so wie es mit den Kindern gut vereinbar ist.

Aber wie schon John Lennon gesagt hat:
Leben ist das, was passiert,
während du eifrig dabei bist,
andere Pläne zu machen.

Kurz nachdem ich mit unserer Tochter schwanger wurde, teilte uns mein damaliger Chef in Mannheim mit, unsere Niederlassung wird zum Ende des Jahres geschlossen und alle Mitarbeiter ausnahmslos entlassen. So war es nichts mit nach dem Erziehungsurlaub wieder zurück in die alte Firma, ich durfte zwar während meines Erziehungsurlaubs noch nicht gekündigt werden, aber mit dessen Ende wurde die Kündigung wirksam.

…. da ist sie, die Kündigung

Mittlerweile hatten wir schon zwei Kinder, unser Sohn kam 16 Monate nach der Tochter und so ging ich, als der Junior drei Jahre alt wurde, zum Arbeitsamt und war hoch motiviert wieder einen Job zu finden. Aber diese Motivation verflog nach dem ersten Besuch auf dem Amt, da wurde mir sofort der Wind aus den Segeln genommen, mit zwei kleinen Kindern zurück in eine Spedition, da wird wohl nichts zu machen sein.

Ein paar Bewerbungen habe ich trotzdem geschrieben, zu einem Vorstellungsgespräch kam es nie, so wuchs in mir die Idee, mich mit meiner Leidenschaft Fitness selbstständig zu machen und flexibel, den Kindern angepasst, zu arbeiten. Mein Schatz hat mich darin von Anfang an unterstützt und ich ging fortan abends aus dem Haus, wenn er nach Hause kam und gab erstmal zweimal die Woche Aerobic-Stunden.

So lange die drei Kids bei uns im Haus waren, war ich mit 15 Stunden Fitness und Ernährung voll und ganz ausgelastet und zufrieden.

…. es ist so weit, sie werden flügge
Lachen im Herzen, Kinder flügge, fast 50, na und....

Lachen im Herzen, Kinder flügge, fast 50, na und….

Doch dann kam es, wie es kommen musste, die Kinder werden flügge, verlassen das Nest, das Haus wird leerer und leerer, außer dem Hund „braucht“ niemand mehr akut eine 24/7 Mama und in mir reifte die Überlegung, mich neuen (oder vielleicht) alten Herausforderungen zu stellen.

Noch mehr Fitness-Stunden kommen nicht in Frage, da die meisten am Abend Sport machen wollen und da bin ich 4 Tage die Woche ausgebucht.

…. mit 50 zu alt für den Wiedereinstieg?

Ob ich es schaffe, nach 25 Jahren zurück ins Büro zu gehen? Ein sehr hehrer Gedanke, viele, die ich gefragt habe, schüttelten den Kopf, mit fast 50 und so lange raus, ob dir da überhaupt jemand ne Chance gibt?

Da ich durch den Sport einen riesen großen Bekanntenkreis aufgebaut habe, streute ich die Neuigkeit, Heike sucht einen Job im Büro. Die Stellenanzeigen beim Arbeitsamt habe ich gewälzt, Initiativ-Bewerbungen wurden geschrieben.

…. da ist sie, die ultimative Stellenanzeige

Im Februar, da war sie, die ultimative Stellenanzeige, im Nachbarort, für 19,5 Stunden die Woche wird eine Mitarbeiterin im administrativen Bereich gesucht, selbstständig soll sie Organisieren können. Wer ist da nicht besser geeignet, als eine dreifach Mama, die nebenbei noch selbstständig arbeitet? Hoch motiviert ging es an die Bewerbung, unterstützt von vielen Menschen, damit meine Bewerbung auch auf dem neusten Stand war, fristgerecht ging sie raus und dann, beginnt das Warten und es passiert….. nichts, verdammt lange nichts, ich rufe zaghaft bei der angegebenen Telefonnummer an, ist meine Bewerbung eingegangen, bis wann gibt es wohl eine Entscheidung, bekomme schroff die Antwort, da sind so viele, da muss ich mich schon gedulden.

…. was jetzt? Aufgeben? niemals
Aufgeben, niemals, ist der Weg auch noch so steil, der Baum auch noch so hoch, ich schaffe es, vielleicht nicht direkt, aber über Umwege, in meinem Tempo

Aufgeben, niemals, ist der Weg auch noch so steil, der Baum auch noch so hoch, ich schaffe es, vielleicht nicht direkt, aber über Umwege, in meinem Tempo

Okay, jetzt ist eine Tugend gefragt, die ich auch nach fast einem halben Jahrhundert auf dieser Welt, immer noch nicht gelernt habe, Geduld ….

…. Zufälle, gibt es die oder ist es Schicksal?

Wie es der Zufall so will, besuche ich zu dieser Zeit seit langen mal wieder den Sträkeltreff mit vielen tollen Mädels und Gleichgesinnten, dort wird geschnattert, gestrickt, geschlemmt und auch das eine oder andere Thema gewälzt. Als ich an diesem Samstag nachmittag dort war, habe ich den Mädels erzählt, dass ich wieder arbeiten möchte, bisher aber noch keinerlei Resonanz auf meine Bewerbungen habe. Da gab es viele Tipps, z.B. für den Wiedereinstiegskurs der Arbeitsagentur, gedacht für Frauen wie mich, oder die Kontaktstelle Frau und Beruf, die ebenso Kurse und Beratung anbieten.

…. kontaktbörse Geburtstagsfeier

Was ich schnell gemerkt habe, meine Kontaktbörse Freunde und Bekannte wird mich schneller ans Ziel führen, als die Versuche über offizielle Bewerbungsportale. Mein auserkorener Job im administrativen Bereich ist mittlerweile aufgrund der hohen Anzahl an guten Bewerbungen (….) abgesagt (du wirst so Standardbriefe kennen), auch die Initiativ-Bewerbungen wurden alle abgelehnt, da kommt die nächste Chance auf einer Geburtstagsfeier. Wie der Zufall (Schicksal) es so will, sitzt da doch ne ehemalige Arbeitskollegin von mir und ja, bei ihr in der Firma werden händeringend noch Kräfte fürs Büro gesucht, zwar nicht halbtags, aber ja, bitte, morgen sofort die Bewerbung raus schicken und ja, da heißt es nun wieder warten.

Das Lächeln ist das Fenster zum Herzen

Das Lächeln ist das Fenster zum Herzen

…. da ist sie, die Nachricht auf whatsapp

Ich habe dann irgendwann gar nicht mehr damit gerechnet, da kommt die Nachricht auf Whatsapp, sag mal, sucht du noch nen Job, magst du mich mal anrufen?  Diese Nachricht kommt nicht von der versendeten Bewerbung am Tag nach der Geburtstagsfeier, nein, die kommt von einem der Mädels vom Sträkeltreff. Ihr Chef sucht schon seit längerem eine weitere Bürokraft zur Unterstützung und da hat sie an mich gedacht.

Gesagt, getan, Lebenslauf an die Firma geschickt, kurz drauf kommt wieder der Anruf, wann kannst du denn vorbei kommen?

Mit großen Schritten ins neue Berufsleben

Mit großen Schritten ins neue Berufsleben

…. der Tag des Vorstellungsgesprächs naht

Ja und dann sitze ich da im Büro mit drei anderen Personen, mein Lebenslauf wird begutachtet, viele Fragen werden gestellt und am Ende eines einstündigen Gesprächs steht fest, ich bekomme einen Vertrag, erstmal für ein Jahr befristet, aber ich habe es geschafft, der Fuß ist wieder in der Tür, ich gehöre noch nicht zum alten Eisen und seit Juli gehe ich viermal die Woche vormittags ins Büro.

…. und wie läuft es?

Ich gebe zu, die ersten Wochen waren verdammt hart und anstrengend, so viel Neues, so viel zu lernen, aber dank lieber, geduldiger Kollegen, eines verständnisvollen Chefs habe ich es schnell geschafft, mich einzuarbeiten und mir macht es total Spaß. Es ist eine ganz andere Art von Arbeit, lässt sich wunderbar mit meinen Fitnesskursen und meiner Ernährungsberatung kombinieren, ich habe keinen riesen Anfahrtsweg, ich bin total glücklich, dass ich diesen Schritt gewagt habe.

Danke an Petra, Katrin und meinem Mann Gerd und meine Kids, danke für die tolle Unterstützung, danke dass ihr an mich glaubt und mir geholfen habt, wieder im Büro Fuss zu fassen.

 

Die Bilder sind zusammen mit Katrin in Gotha entstanden, bei unserem tollen Mädelswochenende.

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